Wichtige Weichen für das Jahr 2026 setzte der Kreistag in seiner vorweihnachtlichen Sitzung im Lüdenscheider Kreishaus. Unter Vorsitz von Landrat Ralf Schwarzkopf befasste er sich unter anderem auch mit der Übernahme der Rettungswache Plettenberg und Maßnahmen zur Schulentwicklungsplanung im Bereich der Förderschulen.
Vorbehaltlich der Zustimmung der Bezirksregierung Arnsberg sprach sich der Kreistag einstimmig dafür aus, dass der Kreis ab dem 1. Januar 2026 die Trägerschaft der Rettungswache Plettenberg übernimmt. Die Stadt Plettenberg soll beauftragt werden, den Rettungsdienst im Einsatzbereich Plettenberg weiterhin mit städtischem Personal durchzuführen. Grundsätzlich ist der Märkische Kreis als Träger des Rettungsdienstes verpflichtet, die bedarfsgerechte und flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Leistungen der Notfallrettung einschließlich der notärztlichen Versorgung im Rettungsdienst und des Krankentransportes sicherzustellen.
Bisher hat die Stadt Plettenberg als mittlere kreisangehörige Stadt eine Rettungswache in ihrem Einsatzgebiet, die gemäß Rettungsdienst-Bedarfsplan mit hauptamtlichem Personal eigenverantwortlich betrieben wird. Für die Kosten dieser freiwillig übernommenen Aufgabe konnte sie bisher eine vollumfängliche Refinanzierung erreichen. Nun befürchtet die Stadt, dass sich die Krankenkassen zunehmend restriktiver bei der Kostenerstattung verhalten werden.
Künftig will die Stadt das Risiko vermeiden, für eine freiwillig übernommene Aufgabe ihre Bürgerinnen und Bürger finanziell zu belasten. Daher ist die Verwaltung an den Märkischen Kreis herangetreten, damit der die Trägerschaft übernimmt. Der gemeinsam erarbeiteten öffentlich-rechtlichen Vereinbarung hatte der Rat der Stadt Plettenberg bereits am 23. September zugestimmt. Durch den Wegfall organisatorischer Doppelstrukturen bei Beschaffungen, Gebührenkalkulation, Festsetzung einer eigenen Gebührensatzung sowie die Abrechnung mit den Krankenkassen wird die Stadt zusätzlich entlastet und die Wirtschaftlichkeit des Rettungsdienstes erhöht. Der Märkische Kreis plant einen Mehraufwand in ihrer Rettungsdienstverwaltung von 0,4 Stellen ein.
Maßnahmen zur Entlastung der Förderschulen in 2026
Die acht Förderschulen in Trägerschaft des Märkischen Kreises verzeichnen seit Jahren stetig wachsende Schülerzahlen. Wurden im Schuljahr 2022/2023 noch insgesamt 1.577 Schülerinnen und Schüler an den acht Schulstandorten beschult, sind es im aktuellen Schuljahr bereits 194 mehr (insgesamt 1.771 Schülerinnen und Schülern). Diese Entwicklung bringt die Schulen an räumliche, organisatorische und personelle Grenzen. Der Märkische Kreis kündigte im Kreistag Maßnahmen zur Entlastung an.
Erweiterungsbau Schule an der Höh
Rund 2,8 Millionen Euro investiert der Kreis in den kommenden zwei Jahren in die Erweiterung des Schulstandortes Schule an der Höh in Lüdenscheid. Für die steigenden Schülerzahlen fehlen der Förderschule mit dem Förderbedarf Geistige Entwicklung die nötigen räumlichen Kapazitäten. Im aktuellen Schuljahr 2025/2026 werden 317 Schülerinnen und Schüler in 25 Klassen unterrichtet. Allerdings stehen lediglich 21 Klassenräume zur Verfügung.
In einer ausführlichen Vorlage hatte die Kreisverwaltung dem Kreistag die aktuellen Planungen für einen Erweiterungsbau vorgestellt. Zwei mögliche Varianten hatten sich dabei herauskristallisiert: eine Aufstockung auf dem Bestandsgebäude mit geschätzten Kosten in Höhe von 4,8 Millionen und erheblichen Auswirkungen auf den laufenden Schulbetrieb oder der nun favorisierte Abriss des Hausmeisterhauses und ein zweigeschossiger Neubau.
Die kostengünstigere Variante eröffnet die Möglichkeit, auf insgesamt 483 Quadratmetern Nutzfläche vier neue Klassenräume inklusive Differenzierungsräume zu errichten. Des Weiteren sind vier barrierefreie Toilettenanlagen mit Duschmöglichkeit, die erforderlichen Flure und eine Treppe geplant. Zur Erschließung im Obergeschoss wird die vorhandene Eingangssituation ausgeweitet. Im Außenbereich sind eine neue Zuwegung, eine Außentreppenanlage sowie drei Aufstellflächen für Kleinbusse erforderlich.
Neuer Einzugsbereich für die Hundertwasser-Schule
Besonders betroffen von der Zunahme der Schülerzahlen ist auch die Hundertwasser-Schule in Altena mit den Förderschwerpunkten Lernen und Sprache: Innerhalb von acht Schuljahren stiegen die Schülerzahlen von 231 (2018/19) auf 320 (2025/26) um rund 38,53 Prozent.
Um die Hundertwasser-Schule mittel- bis langfristig zu entlasten, ändert sich ab dem kommenden Schuljahr 2026/2027 der Einzugsbereich. Aktuell gehören zum Schuleinzugsbereich Altena, Lüdenscheid, Neuenrade, Werdohl, Schalksmühle sowie Nachrodt-Wiblingwerde. Schüler mit Wohnort Nachrodt-Wiblingwerde und dem Förderschwerpunkt Lernen sollen ab dem 1. August 2026 nicht mehr in Altena, sondern an der Brabeck-Schule in Iserlohn-Letmathe eingeschult werden. Die vier Schüler aus Nachrodt-Wiblingwerde, die bereits in der Hundertwasser-Schule angemeldet sind, können bis zum Ende der 10. Klasse dort beschult werden.
Zudem hat der Märkische Kreis mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in Olpe als Schulträger folgendes vereinbart: Ab dem Schuljahr 2026/2027 besuchen Schülerinnen und Schüler, die neu an einer Förderschule des Märkischen Kreises mit dem Förderschwerpunkt Sprache eingeschult werden, nur noch die Primarstufe an dieser Förderschule. In der Sekundarstufe wechseln sie entweder an eine Regelschule oder an eine spezialisierte Schule des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe als zuständiger Schulträger. Wichtig: Schüler, die bereits an einer Schule in Trägerschaft des Märkischen Kreises beschult werden, oder auch Quereinsteiger, werden weiterhin an dieser Schule in der Sekundarstufe 1 beschult.