

Restaurator Holger Lüders im sogenannten "Pulverturm" der Burg Altena. Wofür die Stockwerke über den Ausstellungsräumen genutzt wurde, ist nicht bekannt. Foto: Mathis Schneider/Märkischer Kreis
Pressemeldung vom 16.07.2020
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Holger Lüders kennt die unbekannten Ecken der Burg. Seit 17 Jahren arbeitet er für den Märkischen Kreis als Restaurator der Museen. Er kümmert sich um den langfristigen Erhalt der Sammlung und des Kunstgutdepots sowie denkmalpflegerische Belange bei Sanierungen. Dass die Burg nicht nur Heimat von Gemälden und Rüstungen ist, sondern auch Falken im Bergfried nisten, erzählt der Restaurator auf dem Dachboden des sogenannten „Pulverturms“. Hoch über dem Burghof befinden sich zwei ungenutzte Etagen. Der ehemalige Zweck ist nicht überliefert. Glasgemälde auf den Innenseiten der Fenster deuten darauf hin, dass im unteren Stockwerk nicht nur ein einfaches Lager gewesen sein muss. Im Dachgeschoss des Turmes beeindruckt die über 100 Jahre alte Dachkonstruktion. Über verwinkelte Leitern könnte man bis in die Spitze des Turms klettern – sofern man den nötigen Mut mitbringt. Reste von Fahnenstangen und Überreste von Flaggen deuten darauf hin, dass durch die Dachluken an besonderen Tagen die Burg geschmückt wurde. So hoch über dem Lennetal müssen die Flaggen weithin sichtbar gewesen sein.
Landrat Fritz Thomée und seine Unterstützer hatten den Wiederaufbau der Burgruine, der 1915 abgeschlossen wurde, von Anfang an als Museum geplant. Hier sollten die umfangreichen Sammelgegenstände des leidenschaftlichen Kunstsammlers ihren Platz finden. Heute präsentiert sich das Museum mit einem modernen Konzept als Regionalmuseum. Die meisten Dachböden wurden in den letzten hundert Jahren als Lager genutzt. Vor 15 Jahren hat Lüders begonnen sie leerzuräumen: „Auf einem Dachboden sind die Objekte der Sammlung Fritz Thomée nicht sonderlich gut aufgehoben.“ Die klimatischen Bedingungen, aber auch die Statik erlauben eine dauerhafte Lagerung nicht. Die Sammlung befindet sich jetzt im Kunstgutdepot des Kreises.
Über enge, massive Eichentreppen geht es hinab zu einem Ausstellungsraum. Hinter einer unscheinbaren Tür verbirgt sich ein weiterer Dachboden – hoch über dem Kapellengebäude. „Früher waren hier viele Mineralien und Steine gelagert. Die finden wir jetzt im Kommandantenhaus wieder“, so Lüders. Eine leere, massive Vitrine zeugt noch von der ehemaligen Nutzung: „So schade es ist; die müssten wir zerschneiden, um sie hier die engen Gänge runter zu bekommen“, so Lüders. Im Ausstellungsraum „Langer Gang“ wurde eine alte Dachkonstruktion überbaut, um mehr Platz zu gewinnen. Eine kleine Tür in der Wand verdeckt den Blick auf die Zwischendecke: Selbst die alten Schieferplatten sind noch vorhanden.
In allen „Hinterzimmern“ fallen neben eingelagerten Materialien für Veranstaltungen oder Putzzeug, viele Kabel und Elektronik auf. Der Restaurator deutet auf ein kleines Gerät an der Wand: „Das ist ein Sender für unser Messsystem der klimatischen Bedingungen in den Räumen.“ Aus manchen Räumen schafft es das Signal nicht durch die dicken Burgwände bis zum empfangenden Computer. In jedem Ausstellungsraum wird dauerhaft Temperatur und Luftfeuchtigkeit überwacht. Die Klimatisierung wird so angepasst, dass möglichst konstante Bedingungen herrschen, berichtet Lüders. Das neue System soll helfen die Exponate so lange wie möglich zu konservieren: „Es sollen ja auch noch viele Generationen nach uns die Objekte anschauen können“. Herausforderung sei es bei der Planung die verschiedenen Objekte einzubeziehen: „Ein Buch braucht andere Konditionen als eine Rüstung. Und ein Gemälde ist empfindlicher als die Mineralien im Kommandantenhaus“, erklärt er. Auch um Verbreitung von Insekten und Ungeziefer zu verhindern, sind die klimatischen Bedingungen wichtig. Und eine regelmäßige Kontrolle der Dachböden. Bis auf Spinnenweben, habe man wenig Probleme mit Tieren, so Lüders. „Die Falken sind natürlich willkommen!“