Ambulante Pflege in Corona-Zeiten – geht das?

Durch Corona hat sich die Pflege verändert. Die Nachfrage ist zeitweise gesunken. Foto: Derian/Märkischer Kreis
Durch Corona hat sich die Pflege verändert. Die Nachfrage ist zeitweise gesunken. Foto: Derian/Märkischer Kreis

Pressemeldung vom 10.06.2020
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Kaum ein Bereich wurde von der Corona-Pandemie so stark beeinflusst wie die Pflege. In Krankenhäusern und Pflegeheimen sind einerseits viele Covid-19-Infektionen aufgetreten. Andererseits wurden die Arbeitsbedingungen für Pflegerinnen und Pfleger durch die Schutzmaßnahmen erheblich verändert – und somit die Umstände von Pflegebedürftigen und Patienten. Stichwörter wie Ausgangssperre, Zimmerquarantäne oder Besuchsverbot fielen. Doch wie steht es mit der ambulanten Pflege? Drei Viertel aller Pflegebedürftigen in Deutschland werden zuhause versorgt. Diese Zahlen gelten auch für den Märkischen Kreis: „Die Bedeutung der ambulanten Pflege ist sehr hoch“, so Volker Schmidt, Fachbereichsleiter Gesundheit und Soziales beim Kreis. Der Wunsch, zuhause versorgt zu werden, stehe bei pflegebedürftigen Personen nach wie vor an erster Stelle. 81 ambulante Pflegedienste und 56 stationäre Pflegeheime gibt es im Kreis.
Der Fachdienst Pflege hat während der kritischen Phase der Corona-Pandemie die Pflegedienste befragt. Deutlich wurde dabei die Verunsicherung vieler Patientinnen und Patienten. Kann das Virus durch mobile Pfleger in die Wohnung gelangen? Für Melitta Lüsebrink aus Meinerzhagen war das keine Frage: „Die Pfleger achten sehr auf Abstand und Hygiene. Und die Schutzausrüstung stört mich nicht“. Die 85-Jährige erhält täglich Besuch von der ambulanten Pflege der Diakonie Mark-Ruhr. Diese Meinung teilten nicht alle Pflegebedürftigen: Etwa zehn Prozent der betreuten Personen wünschten im April – der Monat mit den höchsten Fallzahlen – keine oder weniger Leistungen durch die Pflegedienste. Trotz verpflichtender Hygienekonzepte.
Ohne persönliche Schutzausrüstung (PSA) geht nix mehr: „Handschuhe und Masken sind immer Pflicht“, erzählt Marion Klapproth, Pflegedienstleitung im ambulanten Dienst der Diakonie Mark-Ruhr. Die Verunsicherung gehe am besten mit Beratung und Gespräch weg: „Weil die Maßnahmen zum eigenen Schutz dienen, wurde das auch weitgehend verstanden“, so Klapproth. Mit Beratung standen Gesundheitsamt und Fachdienst Pflege ebenfalls zur Seite: „Wenn es um die neuen Verordnungen für den Infektionsschutz ging, haben wir die Pflegedienste beraten, wie damit umzugehen ist“, so Volker Schmidt. Besonders in der Anfangszeit der Pandemie häuften sich Anfragen beim Kreis. Melitta Lüsebrink trägt „selbstverständlich“ auch eine Maske, wenn der Pflegedienst anrückt.
Trotz Einschränkungen der Pflegeleistungen ist bei keinem der hiesigen Pflegedienste ein wirtschaftlicher „Totalschaden“ zu vermelden. Dass viele Angehörige durch Kurzarbeit oder Homeoffice mehr Zeit zuhause verbracht haben und Pflege und Betreuung selbst übernehmen konnten, war ein weiterer Grund für die verringerte Nachfrage. Seit einigen Wochen sei dieser Trend wieder rückläufig, so die Rückmeldung der Pflegedienste. Durch frei gewordene Kapazitäten konnten auch neue Patienten in die Betreuung aufgenommen werden und Dienstleistungen wie Einkaufen oder Unterstützung bei Arztbesuchen ausgeweitet werden. Auch Überstunden wurden abgebaut. Bei größeren Trägern konnten mobile Pfleger in anderen Arbeitsbereichen eingesetzt werden.
Zwischenzeitliche Engpässe bei Masken, Kitteln und Desinfektionsmitteln konnte der Märkische Kreis mit regelmäßigen Lieferungen auffangen: „Zu Beginn der Pandemie war Schutzausrüstung oft knapp. Der Markt hat sich einigermaßen erholt. Kurzfristig helfen wir trotzdem weiter“, so Schmidt. Seit Mai hat der Kreis über 120.000 Masken und Mundschutze und 1.300 Schutzkittel an ambulante Hilfen geliefert.
Ein Verzeichnis der ambulanten Pflegedienste mit vielen Informationen dazu ist im Pflegeatlas des Märkischen Kreises (www.maerkischer-kreis.de Stichwort: Pflegeatlas) zu finden. Die Pflegeberatung des Kreises bietet kostenlose Beratung zur häuslichen Pflege an. Die Pflegeberater beraten auch zu Leistungen der Pflegeversicherung oder unterstützen bei der Organisation einer Pflegesituation vor Ort. Die Pflegeberatung ist täglich von 9 bis 12 Uhr telefonisch erreichbar. Außerdem montags von 13:30 bis 15:30 und donnerstags von halb zwei bis 17 Uhr. Telefonisch unter 02352/966-7777 oder per E-Mail an pflegeberatung@maerkischer-kreis.de.

"Die ambulante Pflege ist ein wichtiges Standbein in der Versorgung", so Volker Schmidt, Fachbereichsleiter Gesundheit beim Märkischen Kreis. Foto: Mathis Schneider/Märkischer Kreis
"Die ambulante Pflege ist ein wichtiges Standbein in der Versorgung", so Volker Schmidt, Fachbereichsleiter Gesundheit beim Märkischen Kreis. Foto: Mathis Schneider/Märkischer Kreis
Zuletzt aktualisiert am: 10.06.2020