Blick auf 30 Jahre Partnerschaft

Den Landkreis Elbe-Elster und den Märkischen Kreis verbindet ein starkes Band der Freundschaft. Was vor 30 Jahren zunächst als Amtshilfe und Verwaltungsaustausch von West nach Ost begann, entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem Erfahrungsaustausch auf Augenhöhe.

Wie alles begann

Den Stein ins Rollen brachte die friedliche Revolution in der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Sie läutete 1989 die politische Wende ein, die zur Wiedervereinigung der Bundesrepublik Deutschlands mit der Deutschen Demokratischen Republik führte. Auf Initiative des Landes Nordrhein-Westfalen leistete der Märkische Kreis ab Juni 1990 Aufbauhilfe im damaligen Landkreis Finsterwalde (heute Elbe-Elster) in Brandenburg. Rund 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Märkischen Kreises gaben in Finsterwalde Verwaltungshilfen. Für die meisten von ihnen war es eine spannende Zeit, die sie nachhaltig beeindruckt hat. Umgekehrt reisten 142 Verwaltungsbedienstete aus Finsterwalde in den Märkischen Kreis, um dort in den Ämtern zu hospitieren. Aus diesen Kontakten sind einige langjährige Freundschaften entstanden.

Architekten der Partnerschaft waren der damalige Oberkreisdirektor Dr. Bernhard Schneider (MK) und der damalige Oberkreisdirektor Diethard Haas (Finsterwalde). Um die guten Beziehungen auszubauen und die „Mauer in den Köpfen“ zu überwinden, wurde am 25. September 1992 die Partnerschaft mit dem damaligen Landkreis Finsterwalde begründet. Nach einer kommunalen Gebietsreform in Brandenburg wurden die Karten neu gemischt und der Landkreis Finsterwalde ging 1993 zusammen mit den Kreisen Herzberg und Bad Liebenwerda in den neugebildeten Landkreis Elbe-Elster auf. Die Freundschaft blieb und wurde auf eine noch breitere Basis gestellt mit dem Ziel, die deutsch-deutsche Zusammengehörigkeit weiter zu stärken.

Am 7. April 1997 bekräftigten der Landkreis Elbe-Elster und der Märkische Kreis erneut die Partnerschaft. Als wichtige Motoren und Impulsgeber der Partnerschaft insbesondere in der Anfangszeit sind Elbe-Elsters ehemaliger Kulturamtsleiter Andreas Pöschl und sein Pendant im Märkischen Kreis, der bereits verstorbene Kulturamtsleiter Günter Gierke, zu nennen.

Perlen aus 30 Jahren Partnerschaft ...

Heute sehen sich die beiden Landkreise mit vielen ähnlichen kommunalpolitischen Themen und Herausforderungen konfrontiert. Gemeinsam mit den polnischen Partnerkreisen Ratibor (MK und EE) und Nakielski wurde dabei zuletzt das Thema Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum beleuchtet. Auf dem Programm der Führungskräfte standen Visiten in den führenden Krankenhäusern der Kreise und ein Workshop zur Entwicklung der Fachkräftesituation.

Bilateral finden auf der mittleren Verwaltungsebene insbesondere seitens der Jugendämter und der Baubehörden rege Erfahrungs- und Ideenaustausche zu Fachthemen statt, von denen beide Seiten profitieren.

Auch in der Not helfen sich die Partner gegenseitig. Das zeigte sich jüngst in der Solidarität und Spendenbereitschaft der Brandenburger nach der Hochwasserkatastrophe 2021 im Märkischen Kreis. Bei den Elbe-Hochwassern in 2002 und 2013 hatten zuvor die Sauerländer die betroffenen Flutopfer in Elbe-Elster tatkräftig unterstützt.

Getragen wird die Partnerschaft von regelmäßigen Jugendbegegnungen, jährlichen sportlichen Vergleichen und nicht zuletzt vielschichtigen Bürgeraustauschen, die oft mit großer Eigenständigkeit betrieben werden.

Bei allen großen Projekten touristischer oder kultureller Art des Märkischen Kreises ist der Landkreis Elbe-Elster im Boot und umgekehrt. So war der Elbe-Elster Kreis in den vergangenen drei Jahrzehnten unter anderem bei zahlreichen Messen, Veranstaltungen auf der Burg Altena, im Drahtmuseum, an der Luisenhütte, beim Autofreien Volmetal, dem Tag der Offenen Tür im Kreishaus Lüdenscheid und im Sauerland-Park in Hemer präsent. Im Gegenzug nahm der Märkische Kreis beispielsweise an der Niederlausitz-Messe, den Puppentheater-Tagen, dem Sängerfest oder dem Elbe-Elster-Kulturtag 2014 in Doberlug-Kirchhain und 2016 in Mühlberg teil. 

… aus dem Sport

Gute Tradition hat beispielsweise die Teilnahme der Schwimmerinnen und Schwimmer aus Elbe-Elster am Internationalen Schwimmfest in Werdohl. Seit Anfang der 90-er Jahre finden auch regelmäßig sportliche Schulaustausche statt - jedes Mal mit einer anderen Sportart.

Mehrere Radfahrgruppen bezwangen bereits die etwa 560 Kilometer weite Distanz zwischen dem Märkischen Kreis und Elbe-Elster: 2002 war Elbe-Elster ein willkommener Zwischenstopp auf dem Weg zum polnischen Partnerkreis in Oberschlesien und 2012 machten sich 16 Radler anlässlich des 20. Partnerschaftsjubiläums auf nach Brandenburg. Bei ihrer Simulationsfahrt zur Vorbereitung des „Race Across Amerika“ bewältigten die Radsportler des RAAM-Teams 2019, Julian Becker und Markus Gärtner aus Herscheid, Sven Dunker aus Plettenberg und Milivoje Nilovic aus Meinerzhagen, die Strecke hin und zurück in 33 Stunden. Die Teilnahme an der zweitägigen RadKulTour, einer touristischen Rundreise auf ausgebauten Fahrradwegen zu vielen landschaftlichen und kulturellen Sehenswürdigkeiten, war dagegen Erholung pur. Für den gespendeten „Rückenwind“ in Höhe von 1.500 Euro bedankte sich das 15-köpfige Wettkampfteam 2020 mit einem zweiten Besuch in Elbe-Elster. Mit im Gepäck hatten sie eine Videodokumentation mit beeindruckenden Bildern von ihrem erfolgreichen 5.000 Kilometer-Rennen von der West- bis zur Ostküste der USA.

… aus Kunst und Kultur

Im kulturellen Bereich haben sich gemeinsame Kunstausstellungen etabliert. Dazu gehört beispielsweise die Berufskunstausstellung. Sie findet seit 1997 im Zweijahresrhythmus statt und widmet sich mit wechselnden Aufhängern dem Oberthema „Land zwischen Elbe und Elster“. Es ist das größte künstlerische Ausstellungsprojekt der Region und wird stets durch Künstlerinnen und Künstler aus dem Märkischen Kreis sowie den polnischen Partnerkreisen Ratibor und Nakielski bereichert – und auch dort gezeigt.

Der Förderung junger Nachwuchstalente dient die Jugendkunstwoche auf Gut Saathain, die versetzt zu Berufskunstausstellungen jedes zweite Jahr stattfindet. Für 25 Kinder und Jugendliche aus den deutschen und polnischen Partnerkreisen stehen neben Malerei, Plastik und Zeichnen auch Ausflüge in den Landkreis und die nähere Umgebung auf dem Programm.

Bei der "LiteraTour"-Woche zwischen Elbe und Elster lädt der Landkreis immer den jeweiligen MKK Stipendiaten aus dem Märkischen Kreis zu einer Lesereise durch den Landkreis ein.

Wie sich die Partnerkreise gegenseitig inspirieren, zeigt sich auch deutlich am Beispiel Puppentheater: Das Puppentheaterfestival, das seine Wurzeln im Landkreis Elbe-Elster hat, findet seit 2012 in kleinerer Version ebenfalls erfolgreich auf der Burg Altena statt. Seit 2021 ist dort und im Deutschen Drahtmuseum auch die Sonderausstellung „Vorhang auf Marionetten zu sehen“, - natürlich mit Leihgaben aus dem Mitteldeutschen Marionettentheatermuseum in Bad Liebenwerda.

Ein herausragendes Projekt der Partnerschaft ist die Zusammenarbeit des Märkischen Jugendsinfonieorchesters des Märkischen Kreises mit der Kreismusikschule „Gebrüder Graun“. Zum 25-jährigen Jubiläum im Reformationsjahr 2017 studierte das Märkische Jugendsinfonieorchester unter Leitung von Chefdirigent Thomas Grote mit ausgewählten Musikschülern aus Elbe-Elster ein vielseitiges Programm mit musikalischen Höhepunkten von Frühklassik bis Moderne mit Konzerten in drei Bundesländern ein. Eigens zum Silberjubiläum der Partnerschaft komponierten John Rausek und Lars Weber das zeitgenössische Auftragswerk „Wo wir uns finden 2017“ für Percussion und Orchester, bei dem das preisgekrönte Percussion-Ensemble „Die Weberknechte“ der Kreismusikschule Graun glänzen konnten.

Den Schwung aus dieser positiven musikalischen und persönlichen Erfahrung nahmen die beiden Kreise mit und entwickelten eine neue Idee: Die Marimba-Nacht mit den sechs „Weberknechten“ aus Finsterwalde (EE), acht Musikern der Musikschule der Stadt Lüdenscheid und einem Mitglied des Märkischen Jugendsinfonieorchesters. Die Leitung des fünfzehnköpfigen Percussion-Ensembles übernahmen Lars Weber (Elbe-Elster-Kreis) und Guido Pieper (Märkischer Kreis). Nach der gemeinsamen Probephase fand die Marimba-Nacht in Altena und in Finsterwalde (EE) statt.

Beim 30-jährigen Partnerschaftsjubiläum wird die Erfolgsgeschichte fortgeschrieben:

In diesem Jahr soll es eine Partnerschaftshymne geben: geschrieben und vorgetragen von Christian Höper.

Nach gemeinsamen Probenphase des MJO und des Orchesters der Kreismusikschule Graun im Landkreis Elbe-Elster freuen wir uns auf die gemeinsamen Konzerte:

Freitag, 05.08.22, 19:30, Festkonzert im Landkreis Elbe-Elster

Samstag, 06.08.22, 19:00, Sinfoniekonzert im Landkreis Elbe-Elster

Samstag, 13.08.22, 19:30, Festkonzert im Kulturhaus Lüdenscheid

Sonntag, 14.08.22, vorm., Matinee-Konzert im Kaisergarten Neuenrade

Zuletzt aktualisiert am: 11.08.2022